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VW und Rivian gründen neues CARIAD, Ferrari kapituliert vor CarPlay & Android Auto

Herzlich willkommen zur 23. Ausgabe von Der Autopreneur!

Diese Woche ist wieder mal super VW-lastig... Das mit Abstand größte Happening: VW investiert in den US E-Autohersteller Rivian. Die beiden gründen als erstes eine gemeinsame Software-Company. Die hat denselben Auftrag wie CARIAD.

Ich fasse zusammen, was wir über diesen Deal wissen.

In dieser Ausgabe erfährst du:

  • VW und Rivian gründen ein neues CARIAD

  • Erster Luxus-Autobauer kapituliert vor CarPlay & Android Auto

  • Habeck vermittelt im EU-China Handelsstreit

  • Updates aus dem SDV Hub von VW, Audi & CARIAD

  • Bosch erklärt Software zum Kerngeschäft

  • Und Bosch tut sich mit CARIAD für autonomes Fahren zusammen

  • Sony zeigt wie Gaming im Auto funktioniert

Lesezeit: 5 Minuten

🤝 VW und Rivian gründen CARIAD 2.0

VW und Rivian gründen CARIAD 2.0

Quelle: RJ Scaringe (selber leicht bearbeitet)

Volkswagen greift tief in die Tasche. Bis zu 5 Milliarden Dollar fließen in den US-Elektroauto-Hersteller Rivian. Ein Deal, der die Autowelt aufhorchen lässt.

Wie sieht die Investition aus?

  1. Direkte Investition in Rivian: 3 Milliarden Dollar

  • 1 Milliarde sofort als Wandelanleihe

  • Je 1 Milliarde in 2025 und 2026 für Aktien

  1. Investition in ein Joint Venture: 2 Milliarden Dollar

  • 1 Milliarde bei Gründung

  • 1 Milliarde als Kredit, verfügbar ab 2026

Das Joint Venture ist der Kern des Deals. VW und Rivian wollen gemeinsam Software und eine neue EV-Architektur (E/E) entwickeln. Es ist eine 50/50 Partnerschaft mit geteilter Kontrolle.

Die Vorgeschichte:

  • Ein erstes Treffen zwischen Rivian-CEO RJ Scaringe und VW-Chef Oliver Blume im August 2023

  • Anfang 2024 testet VW dann heimlich Audis mit Rivian-Technologie in Kalifornien

VW erhofft sich den lang ersehnten Durchbruch bei der Fahrzeugsoftware. Rivian bekommt dringend benötigtes Kapital und Zugang zu VWs globaler Infrastruktur.

Für VW ist es ein Eingeständnis. Die eigenen Software-Bemühungen mit CARIAD haben nicht die erhofften Ergebnisse gebracht. Verzögerungen und Qualitätsprobleme waren an der Tagesordnung. Rivian bringt nun frisches Know-how. Die Amerikaner gelten als Vorreiter bei zonaler Fahrzeugarchitektur. Und haben einen guten Ruf für ihre intuitive Software.

Was ist zonale Architektur? Statt vieler kleiner Steuergeräte gibt es wenige, leistungsstarke Zentralrechner in verschiedenen Zonen. Das spart Platz, Gewicht und Energie und macht das System effizienter und weniger fehleranfällig. Vor allem aber werden Software-Updates leichter durchführbar. Mehr dazu hier.

Rivian wiederum kämpft trotz innovativer Produkte mit roten Zahlen. Pro Auto: 30.000 Dollar Verlust. VWs Geld soll helfen. Rivian plant günstigere Modelle und den Europa-Start. Wie ich hier schon berichtet habe, ist auch Hauptinvestor Amazon extrem wichtig für Rivian.

Was bedeutet der Deal für die Branche?

  1. Er unterstreicht die immense Bedeutung von Software. Wer hier nicht mithalten kann, wird langfristig abgehängt.

  2. Die Partnerschaft könnte VWs Präsenz in den USA stärken - ein Markt, auf dem die Wolfsburger traditionell schwächeln.

Der Deal zeigt VWs neue Strategie unter Oliver Blume. Man setzt verstärkt auf Partnerschaften, um bei Software und E-Mobilität aufzuholen. In China mit Xpeng, im Westen mit Rivian. Die Erkenntnis: Alleine schafft man die Transformation nicht.

Was bedeutet das für CARIAD? Das neue Joint Venture hat einen ähnlichen Auftrag: Software für E-Autos entwickeln. Es wird quasi zum internen Konkurrenten. Wie VW diesen Konflikt löst, wird spannend. Es gibt bereits Spekulationen über mögliche Umstrukturierungen bei CARIAD.

VW Chef Oliver Blume äußert sich im Video zu dem Deal - und betont natürlich: Die Aktivitäten rund um CARIAD, Xpeng und Rivian seien eng aufeinander abgestimmt und in einer übergreifenden Strategie integriert.

VW Chef Oliver Blume zum Rivian-Deal

Quelle: VW auf LinkedIn

Übrigens: Nach Bekanntwerden der News legte die Aktie von Rivian zwischenzeitlich über 50% zu. Das dürfte besonders Rivians größten Shareholder Amazon freuen.

Hier sind die weiteren News der Woche:

🏎️ Ferrari kapituliert vor CarPlay & Android Auto

Erst kürzlich berichtete ich über Apples Pläne, mit CarPlay 2.0 das Cockpit zu übernehmen. Jetzt knickt der erste OEM ein: Ferrari verzichtet auf eigene Navi-Software.

Stattdessen: Volle Integration von Apple CarPlay und Android Auto.

Ferraris Marketingchef Emanuele Carando erklärt warum:

  • CarPlay und Android Auto haben die bessere User Experience.

  • Smartphone-Apps sind immer up-to-date. Und jeder Ferrari-Kunde hat sowieso ein Smartphone.

  • Eigene Systeme bräuchten ständig aufwändige Updates.

  • Entwicklung eigener Software lohnt sich für Ferrari nicht.

Carando setzt voll auf Apple und Google Maps.

Doch Fakt ist: Ferrari-Fahrer erleben künftig Apple oder Google im Cockpit - nicht Ferrari.

Und das in einem 488 (über 200.000€) genauso wie in einem Fiat 500 (ab 16.000€).

Das digitale Erlebnis ist kein "optionales Add-on" im Auto. Sondern zentraler Teil der User Experience. Und dieser Teil wird mehr und mehr durch Apple & Google bestimmt.

🇨🇳 Habeck vermittelt im EU-China Handelsstreit

Wirtschaftsminister Habeck konnte in China eine Eskalation im E-Auto-Zollstreit vorerst abwenden:

  • Hintergrund: EU plant Sonderzölle bis 38,1% auf chinesische E-Autos ab 4. Juli

  • China drohte mit Vergeltung, u.a. Zölle auf EU-Schweinefleisch

Habecks Erfolg:

  • Neue Verhandlungsrunde zwischen EU und China vereinbart

  • "Offenes und konstruktives Gespräch" zwischen EU-Handelskommissar und Chinas Handelsminister

  • China signalisiert Bereitschaft, "alles zu tun", um Zölle zu verhindern

Chinas Angebot:

  • Mögliche Senkung der Zölle auf EU-Luxusautos (aktuell 15%)

  • Bedingung: Deutschland überzeugt die EU, Zollpläne fallen zu lassen

Habeck betont: Es geht um Ausgleich von Wettbewerbsverzerrungen, nicht um Strafzölle.

Währenddessen schaltete sich auch Kanzler Scholz ein. Sein Vorschlag:

  • Einheitlicher Zollsatz von 15% für Auto-Importe auf beiden Seiten

  • EU-Kommission lehnt ab: "Keine Option" - Ziel sei Ausgleich von Wettbewerbsverzerrungen

Mein Take: Habecks Vermittlung und Scholz' Vorstoß zeigen Deutschlands Bemühungen um Deeskalation. Allerdings ist völlig unklar ob man die EU-Partner überzeugen kann. Frankreich und andere weniger von China abhängige Länder drängen weiterhin auf Zölle.

👨‍💻 Updates aus dem SDV Hub von VW, Audi & CARIAD

Wie ich schon einmal berichtete, haben sich die 3 Partner im “Software Defined Vehicle Hub” zusammengeschlossen. Dazu gibt’s News:

  • Zwei Top-Neuzugänge:

    1. Richard Chelminski (ex-Ford): Leitet Vehicle Software Platforms

    2. Winnie Cheng: Führt den KI-Bereich

  • Ziel: Bis 2028 zwei neue E-Autos (wohl Mittelklasse-Limousine und Kompakt-SUV)

  • Neue Arbeitsmethode: Keine Trennung zwischen Software/Hardware und VW/Audi

  • Fokus auf: E/E-Architektur, Softwareplattform, UI und UX

Audi-Chef Döllner: "Der Hub ist ein Speedboat mit innovativen Teams."

Gleichzeitig bremst er hohe Erwartungen: "Früher versuchten wir, einen großen innovativen Schritt bei der Software für zu viele Fahrzeuge parallel zu gehen. Jetzt entwickeln wir erst zwei Projekte, bevor wir uns um Skalierung kümmern."

😎 "In Zukunft wird es kein Fahrzeug mehr ohne Bosch-Software geben"

Mit diesem Bold Statement unterstreicht CEO Hartung die neue Ausrichtung seines Konzerns. Bosch fokussiert Softwareentwicklung als neues Kerngeschäft. Und will etablierter Software-Partner der Autobranche werden.

Erste Erfolge:

  • Mit Qualcomm: System-on-Chip (SoC) vereint Infotainment und Fahrerassistenz, spart Kosten

  • Software-Tochter Etas: Liefert Middleware zwischen Hardware und Anwendungssoftware

Strategisch setzt Bosch dabei auf Partnerschaften und Open-Source.

🚖 Bosch und CARIAD schließen sich zusammen

Wir reden im Newsletter ja oft über Bosch oder CARIAD. Aber beide in Kombination? Das wissen noch nicht alle. Die beiden haben sich schon 2022 zusammengetan, um das autonome Fahren voranzutreiben.

Ihr Ziel: Bis 2025 wollen sie Level-2+-Systeme auf den Markt bringen. Das bedeutet, Fahrer können die Hände dauerhaft vom Lenkrad nehmen, bleiben aber verantwortlich.

Wie sie vorgehen? 1.500 Fahrzeuge, ausgestattet mit einfachen Kameras, sammeln täglich Daten. Diese werden genutzt, um eine KI zu trainieren.

Die Technologie soll nicht nur in Luxusautos, sondern auch in Einstiegsmodellen wie dem Polo zum Einsatz kommen. Deshalb setzen sie auf eine Kombination aus Radar und Kamera statt teurer Lidar-Sensoren.

Langfristig haben Bosch und CARIAD noch Größeres vor. Ab 2027 planen sie den Einstieg in Level 3 und 4 des autonomen Fahrens. Bosch sieht darin ein Milliardengeschäft und will die Technologie auch anderen Herstellern anbieten.

Und sonst so?

🎮 Video der Woche: Sony zeigt wie Gaming im Auto funktioniert

Sony zeigt wie Gaming im Auto funktioniert

Quelle: The Verge via Youtube

Bei Sony denkst du wahrscheinlich zuerst an Gaming und die PlayStation. Also eigentlich kein Wunder: Wenn Sony ein Auto entwickelt spielt Gaming eine zentrale Rolle.

Der "Afeela" ist Sonys Elektroauto-Prototyp, entwickelt mit Honda. Marktstart: 2026.

Im Video zeigt The Verge: Im Afeela kann man Gran Turismo 7 auf dem Bordbildschirm zocken - via Remote Play, ohne eingebaute PS5.

Sony reiht sich damit in den Trend ein: Immer mehr Tech-Player bringen E-Autos auf den Markt. Zuletzt überraschte Huawei mit dem SU7 und innovativen digitalen Ansätzen.

Gaming im Auto mag für uns in Deutschland skurril klingen. Doch besonders in Asien dient das Auto oft als Rückzugs- und Ruheort. Hier ist Medienkonsum im Fahrzeug Alltag.

Und der Gaming-Markt ist riesig: Größer als Hollywood und Musikindustrie zusammen.

Der Afeela zeigt wieder mal, wie die Grenzen zwischen Automotive und Tech verschwimmen. Und der Fakt, dass hier die Software wohl lange vor der Hardware fertig ist, zeigt auch wieder mal den Paradigmenwechsel in unserer Branche.

Das war’s für diese Woche!

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Bis nächste Woche,

Philipp

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Philipp Raasch

Ich bin Philipp, Gründer von Der Autopreneur. Seit 15 Jahren treibe ich die digitale Transformation der Automobilindustrie voran. Nach 10 Jahren bei Mercedes-Benz habe ich 2020 die Digitalberatung horyzn.io gegründet. Mein Ziel: Dir genau den Automotive-Content liefern, der dich im Job und der Karriere voranbringt.

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