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Scholz in China, Porsche löst sich von CARIAD, Tesla entlässt 14k Mitarbeiter

Herzlich willkommen zur 13. Ausgabe von Der Autopreneur!

Heute gibts mal wieder eine China-lastige Ausgabe.

Kein Wunder: In China entscheidet sich die Zukunft der deutschen Autoindustrie.

Mit aggressiver Expansion, günstigen Preisen und technologischem Vorsprung mischen die Chinesen den Markt auf. Und das hat massive Auswirkungen - besonders für uns in Deutschland.

Das sieht auch Bundeskanzler Olaf Scholz so. Er reiste diese Woche mit den Chefs von Mercedes, BMW und VW persönlich nach China. Es ging um nicht weniger als die Zukunft unserer Automarken. Ein Dilemma ohne klaren Ausweg - meine Analyse liest du in der Titelstory.

Das erwartet dich außerdem:

  • Porsche macht sich unabhängig von CARIAD

  • Mercedes ist der profitabelste Autokonzern der Welt

  • Tesla entlässt 10% der Belegschaft (14.000 Mitarbeiter)

  • ... launcht ein Software-Update & reduziert Preise für sein Autopilot-Abo

  • Japans Automarken hoffen auf ihr Comeback

  • Und Chinas EV-Exporte boomen

Lesezeit: 5 Minuten

🇨🇳 So versucht Scholz in China die deutsche Automobilindustrie zu retten

So versucht Scholz in China die deutsche Automobilindustrie zu retten

Bundeskanzler Olaf Scholz war diese Woche in China. Auf der Agenda: Der Ukrainekrieg und die Zukunft der deutschen Automobilindustrie.

Mit dabei: die Chefs von Mercedes, BMW und VW.

Der Grund: Chinas Autobauer werden immer stärker. Mit Preisen, bei denen kaum ein ausländischer Hersteller mithalten kann. VW & Co verlieren deshalb rasant Marktanteile an die Chinesen. Erst zuhause, jetzt auch in Europa. Und das unterstützt durch Milliarden-Subventionen aus Peking.

Doch China ist für unsere Hersteller überlebenswichtig. Ein Drittel ihres Geschäfts machen sie dort. Die Abhängigkeit wird zum Risiko. Denn das Land ist nicht nur Absatzmarkt, sondern auch Technologieführer. Bei der E-Mobilität sind die Chinesen teils weit voraus.

Mercedes, BMW und VW machen 1/3 ihres Absatzes in China

Mercedes, BMW und VW machen 1/3 ihres Absatzes in China // Quelle: Bloomberg

Das bringt unsere Autobauer in eine Zwickmühle:

  • Die EU erwägt Strafzölle gegen Chinas E-Autos - deutsche Konzerne fürchten einen Handelskrieg

  • Dennoch betont Scholz: Deutschland will am China-Geschäft festhalten

  • Auch die deutsche Autobranche lehnt Zölle und Beschränkungen vehement ab

Mercedes-Chef Källenius will in China sogar expandieren, Rückzug sei "keine Alternative". Sein BMW-Kollege Oliver Zipse sieht die Chinesen nicht als Bedrohung.

Doch die Strategie ist riskant. Der europäische Handelsvorsprung schmilzt.

EU-Handelsüberschuss bei Autos mit China schrumpft

EU-Handelsüberschuss bei Autos mit China schrumpft // Quelle: Bloomberg

2022 lag er nur noch bei 2,6 Mrd. $. Tendenz: stark fallend.

Scholz setzt trotzdem auf Dialog statt Konfrontation. "Zölle sind der falsche Weg", betont er. Man müsse die Abhängigkeit Schritt für Schritt verringern. Und auf Chinas Nachsicht bei der Exportoffensive hoffen.

Chinas Präsident Xi Jinping sah das wenig überraschend anders: Chinas Exporte würden dem Westen sogar helfen - im Kampf gegen Klimawandel und Inflation. Eine Drosselung lehnt er ab.

Welches Risiko die Firmen mit der China-Abhängigkeit eingehen, zeigt der Fall Hyundai. Nach einem Streit mit Peking brachen die China-Verkäufe um 75% ein. Ein Horrorszenario für VW & Co.

Trotzdem warnen Experten: Statt sich breiter aufzustellen, investieren deutsche Autokonzerne immer mehr in China. 2021-23 flossen 12 Mrd. Euro ins Land - so viel wie in den 6 Jahren zuvor zusammen.

Mein Fazit: Deutschlands Autobranche steckt in der Zwickmühle. China hat sich vom Wachstums- zum Innovationstreiber entwickelt. Klar, dass das Land selbst davon profitieren will. Doch für unsere Konzerne birgt das enorme Risiken.

Es gibt keine Patentlösung. Aber "Weiter so" ist eben auch keine Option. Zölle sind aber der falsche Weg. Sie kaschieren nur die Probleme. Wettbewerbsfähigkeit lässt sich so nicht zurückgewinnen.

Denn der eigentliche Grund dafür ist: Deutsche Autos lösen ihr Premium-Versprechen nicht mehr ein. Technologische Überlegenheit, Qualität, Innovation - dafür zahlen Kunden einen Aufpreis. Und genau diesen Vorsprung gilt es zurückzugewinnen.

Hier sind die weiteren News der Woche:

🏎️ Porsche löst sich von CARIAD und setzt auf eigene Software & Google:
Porsche emanzipiert sich bei der Fahrzeug-Software zunehmend von VW-Tochter CARIAD. Der Grund: Massive Probleme führten beim Elektro-Macan zu über 2 Jahren Verspätung. Laut McKinsey kostete das bis zu 3 Mrd. €.
Um das künftig zu vermeiden, setzt Porsche auf zahlreiche Partnerschaften, u.a. mit Google, Applied Intuition und Mobileye. Mit ihnen will man schneller und flexibler werden. Beim Betriebssystem im Auto hat sich Porsche für Google's Android Automotive entscheiden.
Verantwortlich ist der neue Vorstand Sajjad Khan. Spätestens ab 2027 plant er mit dem SUV "K1" eine eigene Software-Plattform.
Ziel: Die Unabhängigkeit von CARIAD. Denn schmerzhafte Erfahrungen wie beim Macan will Porsche-Chef Blume künftig vermeiden.
🔗 Automobilwoche

🏆 Mercedes erneut profitabelster Autokonzern der Welt:
EY hat die Finanzkennzahlen der 16 größten Hersteller analysiert. Ergebnis: Mercedes war 2023 mit einer Marge von 12,8% am profitabelsten. Dahinter Stellantis (12,1%) und BMW (11,9%).
Die Branchenergebnisse 2023: Rekordumsätze von 2 Billionen Euro (+13,7%) und ein Rekordgewinn von 176 Mrd. (+15%). Die durchschnittliche Marge lag bei starken 8,6%.
Doch nicht alle profitierten: Teslas Marge brach von 16,8% auf 9,2% ein. Noch schlechter schnitt VW ab, Ford war Schlusslicht.
Laut EY zeichnen sich für 2024 aber Probleme ab: Die schwache Konjunktur bremst den Absatz. Überkapazitäten und der stockende E-Mobilitäts-Hochlauf trotz Milliardeninvestitionen belasten. Zudem schrumpfen die Absätze in China.
EY erwartet deshalb Preiskämpfe, Rabattschlachten und eine Erosion der Rekordmargen. Kostensenkungen und mehr Effizienz seien zwingend nötig.
🔗 EY | Automobil Produktion | Handelsblatt

🔥 Tesla entlässt 10% der Belegschaft (14.000 Mitarbeiter) - werden sie jetzt zum “normalen” Autobauer?
Offiziell spricht CEO Elon Musk von der Vorbereitung auf die "nächste Wachstumsphase". Tesla soll effizienter und schlanker werden. Was aber sicher auch mit reinspielt:

  • Die Auslieferungen sind im Q1 um 8,5% eingebrochen.

  • Seit Jahresbeginn haben sie 1/3 an Börsenwert verloren.

  • Harte Konkurrenz in China.

  • Schwache E-Auto-Nachfrage in USA und Europa

Interessant: Zeitgleich gehen überraschend zwei langjährige Top-Manager. Möglicherweise Teil einer größeren Strategie zur Umstrukturierung.
Tesla hat einen deutlich höheren Börsenwert als alle andern Autohersteller. Besonders in Relation zum Umsatz & Gewinn (sog. Multiple). Investoren begründen das mit dem Wachstumspotenzial bei E-Autos, AI, Robotaxis und Energiespeichern. Doch Preissenkungen, sinkende Auslieferungen, wachsende Konkurrenz und nun Massenentlassungen lassen Tesla zunehmend wie einen “normalen Autobauer” aussehen. Die Erfolgsstory als Tech & AI Company wird dadurch zunehmend unglaubwürdig.
🔗 New York Times | The Verge | Techcrunch | Bloomberg | CIO

🚗 Tesla kündigt großes Software-Update an - Autopilot (FSD) wird VIEL günstiger:
Unabhängig davon hat Tesla ein umfangreiches In-Car-Software-Update angekündigt: neue Benutzeroberfläche, "Auto Shift Beta", Audible und Spotify Apps & mehr.
Highlight ist die neue UI. Dazu kommt "Auto Shift Beta". Damit wechselt das Auto in Zukunft selbstständig zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang, basierend auf Umgebungsdaten.
Ein weiteres Convenience-Feature: "Hands-Free Trunk" öffnet den Kofferraum automatisch, wenn man mit dem Smartphone hinterm Auto steht.
Parallel dazu halbiert Tesla in den USA den Preis für das Autopilot-Abo (FSD) auf 99$. Das dürfte mit der Robotaxi-Ankündigung von Elon Musk im August zusammenhängen. Vermutlich will Tesla so mehr Nutzer gewinnen und mehr Daten sammeln.
Bemerkenswert: Tesla bekommt das mit den Abo-Modelle erstaunlich gut hin. Die meisten Autobauer haben damit massive Probleme (Stichwort BMW-Shitstorm).
🔗 Electrek | Techcrunch

🇯🇵 Japans Automarken hoffen auf ihr Comeback:
Die Euphorie für E-Autos flaut aktuell ab. Käufer entscheiden sich öfters für Hybride. Und genau hier sind Japans Hersteller stark!
Toyota & Co. haben nie voll auf Elektro gesetzt. Stattdessen behielten sie auch Verbrenner, Hybride und die Brennstoffzelle im Blick. Das zahlt sich in der aktuellen Situation aus.
Auf der Japan Mobility Show in Toyko gaben die Konzerne die Richtung vor: Technologieoffenheit und Flexibilität statt Fokus auf nur eine Lösung. Aber auch Elektro-Offensiven sind geplant.
Ob die Japaner damit den Turnaround schaffen? Ich bin gespannt!
🔗 Automobil Produktion

⚡️ Chart der Woche: Chinas EV-Exporte boomen

Chinas EV-Exporte 2019-2023

Quelle: South China Morning Post

Passend zur heutigen Cover-Story ein Blick auf Chinas EV-Exporte:

Von 2019 bis 2023 haben sie sich fast vervierfacht - auf über 1,4 Millionen Fahrzeuge. Der Export in die EU wuchs besonders stark.

Übrigens: Aktuell findet in Guangzhou die Canton Fair statt, Chinas größte Handelsmesse.

Sie erfährt durch die hohe globale Nachfrage nach grüner Energie einen zusätzlichen Boom.

Die Stimmung vor Ort? Optimistisch! Drohende Handelsbeschränkungen scheinen die Chinesen nicht zu beunruhigen.

Für viele Einkäufer bleibt China die Top-Adresse für günstige EV-Komponenten.

Starke Nachfrage macht den Markt robust - trotz geopolitischer Spannungen.

Am Ende, so glauben viele, siegen die Geschäftsinteressen: Denn der Westen braucht Chinas Produkte für die Energiewende. Eine Erkenntnis, die sich auch in den Exportzahlen widerspiegelt.

Das war’s für diese Woche!

Die China-Reise von Scholz wirft viele Fragen auf.
Allen voran: Wie geht es weiter für die deutschen Hersteller in China?

Ich bin gespannt auf deine Meinung:

  • Sind unsere Autobauer zu abhängig von China?

  • Haben sie dort überhaupt noch eine Zukunft?

  • Und was wären mögliche Alternativen?

Schreib mir gerne per Mail oder in den LinkedIn Kommentaren zu dieser Ausgabe.

Wie immer würde mich auch dein generelles Feedback zur heutigen Ausgabe interessieren:

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Bis nächste Woche,

Philipp

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Ich sammle gerade neue Impulse in Asien - sonnige Grüße aus Singapur!

Philipp Raasch

Ich bin Philipp. Gründer der Automotive-Digitalberatung horyzn.io.
Davor habe ich 10 Jahre bei Mercedes gearbeitet. In meinem Newsletter gebe ich jeden Sonntag ein Update zur digitalen Transformation der Automobilbranche. Wenn du mehr über mich erfahren willst, folg mir auf LinkedIn.

Signature Philipp Raasch

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