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NVIDIA im Auto, neue Mercedes CIO, BYD will mit Denza ins EU-Luxussegment
Herzlich willkommen zur 10. Ausgabe von Der Autopreneur!
Wow, schon die 10. Ausgabe! Als ich im Januar mit dem Newsletter startete, hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung, ob die Idee ankommt. Ich wusste nur: Ich hab Bock drauf - und ein Angebot wie dieses gab es bisher noch nicht. Das positive Feedback der letzten Wochen hat mir gezeigt: Es war die richtige Entscheidung! Danke, dass ihr dabei seid. Ich freue mich auf viele weitere spannende Ausgaben mit euch!
Kleine Änderung diese Woche: Nach den Osterfeiertagen kommt der Autopreneur ausnahmsweise erst am Dienstag (und nicht wie sonst am Sonntag).
Jetzt aber zurück zum Business. Ein Unternehmen prägt aktuell die Schlagzeilen wie kein anderes: NVIDIA. Der Chiphersteller wächst wie verrückt und mischt auch in der Autobranche mit. Ich habe mir die Automotive-Aktivitäten von NVIDIA genauer angeschaut.
Außerdem erwartet dich heute:
Katrin Lehmann wird überraschend neue CIO bei Mercedes
BYD will mit Mercedes-Joint-Venture das EU-Luxussegment erobern
Daimler Truck CEO Daum sieht Tesla nicht als Konkurrenz
Mercedes-Chef Källenius fordert niedrigere EU-Zölle für China-Autos
VW verliert jeden zweiten Kunden
Und weitere Themen
Lesezeit: 5 Minuten
🚙 Wie NVIDIA die Automotive Transformation vorantreibt
Quelle: Fortune
NVIDIA ist der Shooting-Star des Jahres 2024. Kein Unternehmen profitiert so vom KI-Hype. Der Aktienkurs hat sich in den letzten 12 Monaten fast vervierfacht (+250%). Damit ist NVIDIA jetzt das drittwertvollste Unternehmen der Welt. Und könnte bald sogar Apple einholen.
Aber NVIDIA gestaltet auch die Zukunft der Automobilbranche entscheidend mit.
Ich habe die 4 wichtigsten Bereiche für dich zusammengefasst:
1) Infotainment & KI im Cockpit
NVIDIA treibt das digitale Erlebnis im Auto voran. Der "Drive Thor" Chip wurde speziell für Autos entwickelt. Und zwar für Infotainment und autonomes Fahren!
Hersteller wie Mercedes-Benz, BYD, Xpeng und Li Auto setzen auf den NVIDIA Chip. Ab 2025 soll er in vielen Fahrzeugen verbaut sein.
Zudem bringt NVIDIA KI-Sprachassistenten ins Auto, die sogar offline funktionieren. Einer entsteht gerade mit SoundHound. Und mit Cerence (dem AI Buddy von VW) passt NVIDIA Large Language Modelle (LLMs) fürs Auto an. So soll die Interaktion zwischen Fahrer und Fahrzeug noch natürlicher werden.
2) Autonomes Fahren
Auch beim selbstfahrenden Auto spielt NVIDIA mit. Die Chips "Drive Orin X" und eben auch "Thor" sind extrem leistungsstark. Sie liefern die Power für Fahrassistenzsysteme (ADAS) und komplett autonomes Fahren.
So setzen z.B. Xpeng, BYD und Zeekr beim autonomen Fahren auf NVIDIA Technologie.
Und Dank NVIDIAs KI-Infrastruktur können Autobauer auch eigene KI Modelle trainieren. Der Schlüssel zum autonomen Fahren.
3) Digitale Zwillinge und Simulation
Mit seiner Omniverse-Plattform ermöglicht NVIDIA die Virtualisierung von Autoentwicklung und -produktion. Mithilfe der Technologie lässt sich quasi alles virtuell entwerfen, bauen und testen.
OEMs und Zulieferer nutzen die Plattfrom für kollaboratives Design, Echtzeit-Visualisierungen und die Optimierung von Fertigungsprozessen.
Das spart enorm Zeit und Kosten.
Auch Unternehmen wie Siemens oder Dassault Systèmes docken ans Omniverse an. So entstehen leistungsstarke neue Tools für die Branche.
4) Autonome Logistik
Last but not least mischt NVIDIA auch bei selbstfahrenden Lkw und Lieferrobotern mit.
Startups wie Waabi, Nuro und Pony.ai setzen auf die Technik aus Kalifornien. Auch wenn die Umsätze in diesem Bereich noch gering sind - NVIDIA bringt sich auch hier für einen Zukunftsmarkt in Stellung.
Alles in allem treibt NVIDIA schon heute die Transformation der Autoindustrie voran. Bisher stammen zwar nur 2% des Umsatzes aus dem Autogeschäft. Aber große Deals versprechen riesiges Potenzial. Der Mix aus Hard- und Software ist ein starkes Argument.
Es gibt aber auch Herausforderungen:
Direkte Konkurrenten wie Qualcomm und Mobileye wollen auch ein Stück vom Kuchen.
Hersteller wie Tesla und Nio entwickeln eigene Lösungen, um unabhängiger zu sein.
Und NVIDIAs starke China-Präsenz birgt natürlich ein geopolitisches Risiko.
Doch mit seinem Vorsprung in Sachen KI ist NVIDIA bestens für die Zukunft gerüstet. Autonomes Fahren schwächelt zwar gerade. Aber es bleibt ein gigantischer Zukunftsmarkt. Und hier ist NVIDIA bestens positioniert.
Google und Apple drängen mit ihren Lösungen auch in die Cockpits. Aber das ist für NVIDIA eher Chance als Bedrohung. Denn egal ob die Systeme von den Big Techs oder den Autoherstellern kommen - fast alle werden am Ende von NVIDIA Chips angetrieben.
Heißt: NVIDIA profitiert von fast allen wichtigen Auto-Trends. Digitales Cockpit, Autonomes Fahren, Simulation, Future Logistics - das Auto von morgen hat ziemlich sicher einen NVIDIA Chip an Bord.
🔗 Forbes | automotiveIT | Automobil Industrie | Autonews | Reuters | Car News China | Augustin Friedel
Hier sind die weiteren News der Woche:
🚨 Katrin Lehmann wird neue CIO bei Mercedes:
Erst vor einem Jahr wechselte Katrin Lehmann von SAP zu Mercedes-Benz. Dort übernahm sie von Sabine Scheunert die Leitung für IT in Marketing & Sales. Nun rückt sie überraschend zur mächtigsten IT-Frau im Konzern auf und beerbt damit Jan Brecht als CIO. Lehmann übernimmt die Verantwortung für tausende Mitarbeiter und ein Milliardenbudget.
Ihre Mission: die digitale Transformation vorantreiben. Besonders das Fahrzeug-Betriebssystem MB.OS steht im Fokus. Um effizienter zu werden setzt Lehmann dafür auf KI und Prozessverschlankung.
Für Vorgänger Brecht endet eine Ära. Seine Entscheidung zu gehen kam überraschend, war aber wohl persönlich motiviert.
Und für Mercedes sind das gute Nachrichten: Lehmann gilt als erfahrene Software-Managerin. Mit ihr dürfte die digitale Transformation in Stuttgart weiter Fahrt aufnehmen.
🔗 automotiveIT | Handelsblatt | Automobilwoche
🚗 BYD schockt mit 9.700€-E-Auto und greift jetzt auch das Luxussegment in Europa an:
Bei BYD tut sich wieder einiges: Das neue E-Auto "Seagull" versetzt die Branche in Aufruhr. Warum? In China ist der Wagen ab unglaublichen 9.700€ erhältlich - und das profitabel. Der Kompaktwagen stammt aus der Feder vom deutschen Ex-Lamborghini-Designer Wolfgang Egger. Wahrscheinlich auch deshalb wird das Modell auch "Lamborghini Mini" genannt. Es bietet 405 km Reichweite und lädt in 30 Minuten von 30 auf 80%. Besonders Innen wirkt es mit 10-Zoll-Display und Minimalismus alles andere als billig.
Parallel treibt BYD aber auch seine seine Modelloffensive in Europa voran. Es kommen 6 neue Modelle. Der Fokus: Elektro- und Hybridantriebe. Der Seal U, ein Mittelklasse-SUV mit 500 km Reichweite, startet im März. Für Länder mit weniger Ladestationen sind Plug-in-Hybride geplant. Für die Kleinwagen Dolphin und Seagull könnte ab 2026 die Ungarn-Produktion anlaufen.
Wichtiger Teil von BYDs Europa-Strategie ist die Premium-Marke Denza. Denza wurde 2011 als Joint Venture von Mercedes-Benz und BYD gegründet. Nach anfänglichem Misserfolg reduzierte Mercedes seinen Anteil auf 10%. Unter BYDs Führung blüht Denza nun auf. Mit der Mercedes-DNA im Hintergrund will man jetzt auch in Europas Luxussegment mitmischen.
🔗 Electrek | Autohaus | Auto Motor Sport
🚛 Daimler Truck CEO Martin Daum sieht Tesla nicht als Konkurrenz:
Für Martin Daum ist Tesla kein ernstzunehmender Wettbewerber. Im Interview sagt er: Tesla fehle es an Skalierung, Produktportfolio und Servicenetzwerk. Daimler hat bereits rund zehn E-Truck-Modelle im Angebot. Tesla lieferte erst Ende 2022 die ersten Semis an Pepsi aus. Laut Daum verkaufte Daimler 2023 allein in Kalifornien 15 E-Trucks für jeden Tesla Semi. Insgesamt lieferte der Konzern letztes Jahr 3.443 elektrische Lkw und Busse aus (entspricht aber nur 0,6% des Gesamtabsatzes).
Tesla und Pepsi testen aktuell die Haltbarkeit des Semi, wollen aber dieses Jahr in Serie gehen. Daum bleibt skeptisch: "Mit nur einem Lkw-Modell kann man den Krieg nicht gewinnen." Trotzdem zeigt er Respekt vor Teslas Expertise bei Batterien, Software und Ladeinfrastruktur.
🔗 Bloomberg
🚨 Mercedes-Chef Källenius fordert niedrigere EU-Zölle für China-Autos:
Kaum ein Thema wird so emotional diskutiert wie die Abhängigkeit von China und der Aufstieg chinesischer Hersteller. Jetzt bezieht Mercedes-Chef Ola Källenius Stellung – und stellt sich gegen die EU! Der Schwede fordert, die Importzölle auf Autos aus China zu senken statt zu erhöhen. Die EU prüft aktuell höhere Zölle.
Der Verdacht: China subventioniert seine Autobauer unerlaubt. Das führt dazu, dass sie ihre Fahrzeuge viel günstiger als die Konkurrenz anbieten können. Källenius sieht das anders: Mehr China-Konkurrenz würde europäische Hersteller zu besseren Autos zwingen. Sein Appell: "Lassen wir den Wettbewerb laufen!"
Klar ist: Deutsche Autobauer sind extrem abhängig vom China-Geschäft. Die chinesischen Hersteller BAIC und Geely halten 20% der Mercedes-Anteile.
Bei den Franzosen ist die Lage anders: Renault & Co. sind kaum in China aktiv. Entsprechend macht sich Frankreich für harte Strafzölle gegen China stark.
Btw, China reagierte erwartungsgemäß wohlwollend auf die EU-Kritik von Källenius.
🔗 Spiegel Online | Business Insider | Manager Magazin
🔋 Wegen dieser Fehleinschätzung hat Toyota die E-Mobilität verschlafen:
Toyota zögerte lange, voll auf E-Autos zu setzen. Der Grund: Eine krasse Fehleinschätzung beim Thema Lithium. Die Japaner nahmen an, dass die weltweiten Lithium-Ressourcen für den Bau von E-Autos zu gering seien. Toyota-Forscher warnten: Lithium reiche nur für 1% Elektroautos. Besser sei es, das rare Lithium auf viele Hybride zu verteilen. Doch Experten halten diese Theorie mittlerweile für Quatsch. Lithium sei im Überfluss vorhanden. Die Vorkommen reichen für 10 Mrd. E-Autos! Auch die 1%-These ist längst überholt: 2023 fuhren bereits 13% der Neuwagen vollelektrisch. Unterm Strich hat sich Toyota beim Mega-Trend E-Mobilität verkalkuliert. Jetzt müssen die Japaner bei der Entwicklung massiv Gas geben.
🔗 Automobilwoche
🚗 Wie Shell auf die E-Mobilität reagiert:
Die Transformation zur E-Mobilität geht auch an Ölmultis nicht spurlos vorbei. Sie müssen sich neu erfinden. Bei Shell zeigt sich das jetzt deutlich. Der Ölriese plant einen radikalen Umbau seines Tankstellennetzes. 2024 und 2025 sollen jeweils 500 der 47.000 Standorte weltweit dichtmachen. Der Grund: Shell will die freien Ressourcen nutzen, um sich aufs Laden von E-Autos zu fokussieren. Bis 2030 soll die Zahl der Shell-Ladepunkte von 54.000 auf 200.000 wachsen. Shell ist nicht allein. Auch Total hat sich von über 2.000 Tankstellen in Deutschland und den Niederlanden getrennt. Künftig will man sich auf Wasserstoff und E-Ladestationen konzentrieren.
🔗 Handelsblatt
📊 Chart der Woche: VW verliert jeden zweiten Kunden, Rivian begeistert
Quelle: Consumer Reports
Rivian hatte ich ja in der letzten Ausgabe ausführlich vorgestellt. Jetzt belegt die Marke mit 86% direkt den Spitzenplatz in puncto Kundenloyalität. Das heißt: 86% der Rivian-Besitzer würden sich wieder für einen Rivian entscheiden.
Dahinter folgen MINI (77%), BMW (76%) und Porsche (76%) - noch vor Tesla (74%).
Diametral dazu Volkswagen: Dort will nur jeder zweite Kunde (51%) erneut ein VW-Modell kaufen. Mit anderen Worten: VW verliert aktuell jeden zweiten Kunden an die Konkurrenz.
Die Zahlen dürften in Wolfsburg für Entsetzen sorgen.
Überraschend schwach performen übrigens auch die deutschen Premiummarken Mercedes und Audi mit je 59%.
Das war’s für diese Woche!
10 Ausgaben geschafft - ein kleiner Milestone für mich. Ich hoffe, das Angebot gefällt dir und du kannst ein paar interessant Insights für deine Arbeit gewinnen.
Wie immer: Ich freue mich sehr über dein Feedback.
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Danke, dass du dabei bist. Bis nächste Woche!
Dein Philipp
Ostern mal anders: Statt Eiersuche gab's für mich Pad Thai. Ich hoffe, du hattest auch ein paar schöne Feiertage! 🐣
Über mich: Ich bin Philipp. Gründer der Digitalberatung horyzn.io. Davor habe ich 10 Jahre bei Mercedes gearbeitet. In meinem Newsletter gebe ich jede Woche ein Update zur digitalen Transformation der Automobilbranche.
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