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Der E-Auto Report 2025 (was dir so keiner erzählt)
Herzlich willkommen zur 73. Ausgabe von Der Autopreneur.
BloombergNEF hat gerade seinen jährlichen "Electric Vehicle Outlook" veröffentlicht. Er gibt uns einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der E-Mobilität weltweit.
Die Ergebnisse sind für uns Deutsche beunruhigend. Kurz gesagt: China gibt Gas, Europa stolpert vorwärts, und die USA legen den Rückwärtsgang ein.
Diese unterschiedlichen Entwicklungen stellen unsere Autoindustrie vor ein strategisches Dilemma. Ich zeige dir, warum.

KI-generiertes Symbolbild
Die globale EV-Wende beschleunigt sich - aber nicht überall
2025 wird jedes 4. neu verkaufte Auto weltweit ein E-Auto sein. Vor 5 Jahren waren es noch unter 5%.
Die Analysten erwarten für dieses Jahr etwa 22 Mio. verkaufte E-Autos weltweit. Das ist ein Plus von 25% gegenüber 2024. Bis 2030 sollen es 39 Mio. werden.

E-Anteile bei Neuverkäufen nach Segment (BloombergNEF)
Bei anderen Fahrzeugtypen geht es noch schneller. Bei Bussen liegt der E-Anteil bereits bei 43%, bei Zweirädern sogar bei 45%.
Nur Nutzfahrzeuge liegen mit 8% deutlich zurück. Aber auch das ändert sich. In China wächst der Absatz von elektrischen Transportern und Lkw rasant. 2025 werden sie 19% des chinesischen Nutzfahrzeugmarkts ausmachen. 2030 sogar 46%.
Die Welt entwickelt sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten
Bei der Elektrifizierung sehen wir unterschiedliche Geschwindigkeiten in den Weltregionen. Das macht es für international agierende Autobauer besonders schwierig.

E-Auto-Verkäufe nach Märkten (BloombergNEF)
In China ist jeder 2. Neuwagen ein E-Auto
Bis 2030 wird dieser Anteil auf etwa 75% steigen. Das Land verkauft inzwischen 2/3 aller E-Autos weltweit.
Der Grund ist einfach: China ist der einzige große Markt, in dem E-Autos günstiger sind als vergleichbare Verbrenner.

Preisvergleich: E-Autos vs. Verbrenner (BloombergNEF)
Die Folge: Ausländische Hersteller ohne wettbewerbsfähige E-Autos verlieren in China Marktanteile. Viele werden komplett vom Markt gedrängt.
Und auch dieser Milestone ist spannend: Ab 2026 werden in China mehr E-Autos verkauft als insgesamt Fahrzeuge in den USA.
USA korrigiert E-Auto-Prognosen nach unten
Die USA erleben einen Rückschritt. Bloomberg hat seine Prognose für den US-Markt drastisch reduziert.
Grund: Die politischen Veränderungen. Die Förderung von E-Autos wird zurückgefahren. Der US-Senat hat im Mai beschlossen, Kaliforniens Sonderrechte bei Emissionsstandards zu widerrufen.
Die Folge: Statt der ursprünglich prognostizierten 47,5% Marktanteil für E-Autos im Jahr 2030 rechnet Bloomberg jetzt nur noch mit 27%. Das bedeutet 14 Mio. weniger E-Autos in den USA bis 2030.
Europa zeigt ein gemischtes Bild
Wie so oft entwickelt sich der europäische Markt uneinheitlich. Die E-Auto-Verkäufe haben sich 2024 verlangsamt.
Viele Hersteller haben Verkäufe und Modelleinführungen bewusst auf 2025 verschoben. Grund sind die ab diesem Jahr verschärften CO2-Grenzwerte. Die Hersteller wollen so ihre Flottenziele erreichen.
Die prognostizierten Marktanteile bei E-Autos variieren 2025 stark:
UK: 35%
Frankreich: 30%
Deutschland: 20-25%
Italien: 10%
Diese fragmentierte Entwicklung schadet der europäischen Autoindustrie. Während einige Länder Gas geben, bremsen andere aus. Das macht es praktisch unmöglich zu planen und Skaleneffekte zu erzielen.
Schwellenländer wachsen schneller als erwartet
Länder wie Vietnam, Thailand und Brasilien erleben einen regelrechten E-Auto-Boom.
Thailand hat inzwischen einen höheren E-Auto-Anteil als die USA. Brasilien liegt vor Japan. Der Grund: Chinesische Hersteller bieten inzwischen günstige E-Autos speziell für diese Märkte an.
Es zeigt sich ein klares Muster: Überall wo chinesische Autobauer expandieren, wächst der E-Auto-Markt deutlich schneller.
Affordability ist King - aber die Ladekosten werden zum Problem
Der wichtigste Faktor für den Erfolg von E-Autos sind die Kosten. Sowohl bei der Anschaffung als auch beim Betrieb.
In Deutschland kosten E-Autos im Kleinwagensegment über 50% mehr als vergleichbare Verbrenner. Bei größeren Fahrzeugen sinkt der Aufpreis auf etwa 30%.
Ein neues Problem entsteht beim Laden. Die Preise für öffentliches Schnellladen sind seit 2022 stark gestiegen. In Europa und den USA kostet Schnellladen inzwischen mehr pro Kilometer als Benzin.

Kosten: Schnellladen vs. Benzin (BloombergNEF)
Das schreckt potenzielle Käufer ab. Zuhause laden bleibt mit 25-60% Kostenvorteil gegenüber Benzin deutlich günstiger. Voraussetzung ist natürlich der Zugang zu einer eigenen Ladestation.
Die Batterieindustrie hat massive Überkapazitäten
Die Produktionskapazität für Lithium-Ionen-Batteriezellen wird Ende 2025 etwa 3,8 Terawattstunden betragen. Die erwartete Nachfrage liegt jedoch nur bei 1,5 Terawattstunden.
Die Batteriewerke in China sind im Durchschnitt nur zu 50% ausgelastet.
Die Überkapazität hat die Batteriepreise unter 100 USD pro Kilowattstunde gedrückt. Das ist ein wichtiger Meilenstein für die Wettbewerbsfähigkeit von E-Autos. In Europa und den USA liegen die Preise allerdings noch darüber.

Batterieproduktion nach Region (BloombergNEF)
China kontrolliert dabei über 75% der gesamten Batterie-Wertschöpfungskette. Das gilt sowohl für die Zellen als auch für alle wichtigen Komponenten.
Weitere interessante Entwicklungen im E-Auto-Markt
1) The Next Big Thing: Feststoffbatterien
Die nächste Generation von Batterien verspricht mehr Sicherheit und höhere Energiedichte. Das bedeutet mehr Reichweite bei gleichem Gewicht. Auch hier führt China.
2) Range-Extended EVs wachsen am stärksten
Diese Antriebsart erlebt mit 83% Wachstum in 2024 einen regelrechten Boom. Die Fahrzeuge kombinieren eine große Batterie mit einem kleinen Verbrenner als Generator. Sie werden hauptsächlich in China verkauft, vor allem außerhalb der Großstädte.
3) Die Brennstoffzelle verliert an Bedeutung
Die Verkäufe von Wasserstoff-Autos sind 3 Jahre in Folge gefallen. Auf nur noch 5.000 in 2024. Trotz erheblicher Investitionen und politischer Unterstützung konnte sich die Technologie nicht durchsetzen.
4) Verbrenner-Absatz sinkt kontinuierlich
Der globale Verbrenner-Absatz hat bereits 2017 seinen Peak erreicht und sinkt seitdem. Die Gesamtflotte an Verbrennern wird 2027/2028 ihren Höhepunkt erreichen. Danach wird sie erstmals in der Geschichte schrumpfen.
Mein Take
Die Studie zeigt klar: Die Übergangsphase vom Verbrenner zum E-Auto dauert länger als gedacht.
Für deutsche Autobauer sind das schlechte News. Sie müssen noch viele Jahre lang parallel wettbewerbsfähige Verbrenner UND E-Autos entwickeln. Das bedeutet: doppelte Kosten, doppelte Komplexität.
Genau das wollten deutsche Hersteller immer vermeiden. Sie haben auf eine kurze, klare Transformation gehofft. Diese Hoffnung ist nun erneut verpufft.
Stattdessen sehen wir regional weiter unterschiedliche Geschwindigkeiten:
In China konkurriert man mit modernen E-Autos, die bereits günstiger sind als Verbrenner
In Europa verläuft die Transformation langsamer und uneinheitlicher als geplant
In den USA sieht man sogar einen Rückschritt, der jede Planungssicherheit zerstört
Diese Parallelentwicklung von 2 Technologien kostet Milliarden. Ein klarer Wettbewerbsnachteil gegenüber den Chinesen. Sie können alle Ressourcen auf eine Technologie konzentrieren.
Deshalb fordern manche: "Lasst das mit den E-Autos. Konzentrieren wir uns auf das, was wir am besten können: Verbrenner."
Doch auch das ist ein Trugschluss. Wenn man mal rauszoomt und das Big Picture betrachtet, ist der Trend eindeutig. In allen Weltmärkten gilt:
Der Anteil an E-Autos wächst
Der an Verbrennern schrumpft

Verbrennungsmotoren (grau) verlieren, E-Mobilität gewinnt (BloombergNEF)
Die Frage ist also nicht ob, sondern wie schnell.
Das Ziel ist überall gleich: Die vollständige Elektrifizierung. Nur die Geschwindigkeit unterscheidet sich. Die wahre Herausforderung liegt darin, diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten gleichzeitig zu managen.
PS: Wie immer bespreche ich das Thema noch etwas ausführlicher im begleitenden Podcast.
Der eine Grund warum ich bei Mercedes jeden Tag frustrierter wurde
2019. Mein letztes Jahr bei Mercedes.
Mein größtes Problem? Nicht komplexe Projekte. Nicht schwierige Kunden.
Sondern dieser tägliche Wahnsinn:
8 Stunden Meetings. Danach ein Berg ungelesener Mails. Newsletter. LinkedIn-Posts. Studien. Der ganze Info-Overload.
Mein Anspruch war, über alles Bescheid zu wissen. Die Realität? Für nichts hatte ich Zeit.
Nach 20 Uhr endlich Ruhe zum Lesen.
Aber ehrlich? Nach 8 Stunden Meetings war mein Kopf leer.
Dieses Problem haben heute 90% aller Automotive-Professionals.
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📊 Aktien-Performance
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Hier die Wochenperformance der wichtigsten Automotive-Werte:

Woche Δ: Kursveränderung der letzten Woche
YTD Δ: Kursänderung seit Jahresbeginn
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Das war’s für heute:
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Bis zum nächsten Mal,
— Philipp Raasch
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