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Herzlich willkommen zur 80. Ausgabe von Der Autopreneur.
Die Automobilindustrie erlebt die größte Transformation ihrer Geschichte. Doch eine unbequeme Wahrheit wird kaum thematisiert: Fast alle Experten lagen mit ihren E-Auto-Prognosen komplett daneben.
Diese Fehleinschätzungen haben massive Konsequenzen. Deutsche Zulieferer und Hersteller haben Milliarden investiert. Basierend auf falschen Annahmen. Werke wurden umgebaut. Entwicklungsbudgets umgeschichtet. Personal eingestellt oder abgebaut.
Was können wir aus diesen Fehleinschätzungen lernen? Heute schauen wir uns an, warum der Hochlauf der E-Mobilität so falsch eingeschätzt wurde. Und welche Faktoren wirklich über Erfolg und Misserfolg entscheiden.

Die Extreme der EV-Prognosen
Auf der einen Seite stehen die Pessimisten. Die OPEC erwartete 2015 insgesamt 4,7 Millionen Batterie-elektrische Fahrzeuge (BEVs) auf den Straßen bis 2040. Diese Zahl wurde bereits Anfang 2020 erreicht. 20 Jahre früher als prognostiziert.

Vergleich von Prognosen und tatsächlicher Entwicklung des EV-Marktes (Bloomberg)
Auf der anderen Seite die Optimisten. Cathie Woods Ark Invest prognostizierte 2015 einen Absatz von 17 Millionen BEVs bis 2022. Die tatsächliche Zahl lag bei unter 8 Millionen.
Ark aktualisierte 2022 seine Prognose:
40 Millionen BEVs verkauft bis 2026
90% Elektroanteil bei Neuwagen bis 2027
Beide Vorhersagen erscheinen heute unrealistisch.
Aktuell liegt der weltweite Anteil von E-Fahrzeugen (BEV und PHEV) bei rund 25%.
China booomt, Europa stagniert, USA hinkt hinterher
China: Hier boomen E-Autos mit einem Marktanteil von 50% bei Neuwagen. Davon sind 28% BEVs, 15% Plug-in-Hybride (PHEVs) und 6% Range Extender (EREVs). Die Nachfrage kommt mittlerweile von den Kunden selbst. Nicht mehr nur durch staatliche Anreize.
Europa: Der Marktanteil von E-Autos liegt bei 21% (14% BEV, 7% PHEV). Es gab einen leichten Rückgang in den letzten 18 Monaten. Interessanter Trend in DE: Es ist das einzige europäische Land, in dem die Kaufabsicht für BEVs (30%) höher ist als für PHEVs (18%).
USA: Hier beträgt der E-Auto-Anteil nur 10% (8% BEV, 2% PHEV). Es gibt enorme regionale Unterschiede. Die Kaufbereitschaft in Kalifornien liegt bei über 50%. 25 Bundesstaaten erreichen nicht einmal 20%.

Regionaler Vergleich der EV-Adoptionsraten (McKinsey)
Selbst innerhalb einzelner Länder zeigen sich deutliche Unterschiede. In DE zeigen westdeutsche Bundesländer ein deutlich höheres Interesse als ostdeutsche. In den USA ist die EV-Adoptionsrate in Städten mehr als 2,5x höher als auf dem Land (51% vs. 18%).
4 Gründe für falsche E-Auto-Prognosen
1. Falsche Hochrechnung früher Trends
Viele optimistische Prognosen entstanden während Corona. Da sind die EV-Verkäufe in manchen Ländern stark angestiegen.
Die Experten haben aber eine Sache übersehen: Wachstumsraten nehmen ab, wenn Märkte reifen. Exponentielles Wachstum hält selten lange an. Genau das beobachten wir gerade.
2. Fehleinschätzung politischer Rahmenbedingungen
Der Einfluss der Politik wird oft unterschätzt. Europäische Länder erlebten 2020 und 2021 einen Anstieg der EV-Verkäufe. Grund: strengere CO2-Vorschriften.
Viele Analysten kannten die Regulierungsmechanismen nicht genau. Die CO2-Ziele werden alle 5 Jahre verschärft. Das führt zu Verkaufsspitzen. Danach flacht das Wachstum wieder ab.
Die Politik hat damit unmittelbaren Einfluss auf den Markt. In DE ist die Nachfrage nach dem Ende der Kaufprämien Ende 2023 gesunken. Sie hat sich inzwischen aber wieder erholt.
3. Markt-Unterschiede ignoriert
Die globale Entwicklung verläuft nicht einheitlich. China hat den Kipppunkt bereits erreicht. Dort werden mehr E-Autos als Verbrenner verkauft. Die USA sind noch weit davon entfernt.
Diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten wurden in vielen Prognosen nicht berücksichtigt. Zunehmend wichtig wird auch das Verständnis der Unterschiede innerhalb einzelner Märkte.
4. Eigeninteresse
Extreme Prognosen dienen oft bestimmten Interessen. OPEC und Ölkonzerne neigen zu pessimistischen Vorhersagen für E-Autos. Umwelt-NGOs und E-Auto-Startups tendieren zu übermäßig optimistischen Prognosen.
Wer die Prognosen veröffentlicht, sagt oft mehr aus als die Zahlen selbst.
Die Käufer-Realität
Am Ende entscheiden natürlich die Kunden. Die McKinsey-Studie zeigt 3 zentrale Hürden für die E-Auto-Adoption:
1. Reichweite
43% der Befragten nennen eine höhere Reichweite als wichtigsten Faktor. Im Durchschnitt erwarten Käufer eine Mindestreichweite von 500 km. Das ist ein Anstieg von 75 km im Vergleich zu 2022.

Faktoren, die Konsumenten zu einem E-Auto bewegen würden (McKinsey)
2. Preis
35% würden kein E-Auto kaufen, solange es teurer ist als ein vergleichbarer Verbrenner. In Europa und den USA sind nur etwa 1/3 der Befragten bereit, einen Aufpreis für ein E-Auto zu zahlen.
Subventionen wirken sofort. Bei gleichen Preisen würden 55% der Kunden ein E-Auto kaufen. Ist das E-Auto günstiger als der Verbrenner, steigt der Wert auf 63%.
3. Ladeinfrastruktur
29% der potenziellen Käufer fordern ein Ladenetzwerk, das dem der Tankstellen entspricht. Die Ladegeschwindigkeit ist für 24% entscheidend. Etwa 1/3 erwarten Ladezeiten von 20 Minuten oder weniger.
4 Handlungsfelder für Autobauer
1. Produktstrategien regionalisieren
Ein einheitliches globales Angebot funktioniert nicht mehr. Die unterschiedlichen Marktentwicklungen erfordern spezifische Strategien pro Region.
In China macht es Sinn, voll auf BEVs zu setzen. In den USA müssen Verbrenner und Hybride noch länger im Portfolio bleiben.
2. Unterschiedliche Kaufkriterien beachten
Die Kaufkriterien für E-Autos variieren stark nach Region:
In Europa und den USA stehen Preis, Reichweite und Ladegeschwindigkeit im Vordergrund
In China legen Käufer mehr Wert auf Performance und Sicherheit
Klingt kontraintuitiv: Man würde erwarten, westliche Käufer achten mehr auf Sicherheit und Qualität. Tatsächlich fokussieren sie sich stärker auf Basics wie Preis und Reichweite.

Unterschiedliche Kaufkriterien nach Regionen (McKinsey)
3. Sinkende Markentreue berücksichtigen
Beim Umstieg auf E-Autos sind Kunden weniger markentreu. In China planen 65% der E-Auto-Käufer, die Marke zu wechseln.
Kunden wählen also erst ein Fahrzeug mit passender Reichweite und Ladezeit. Dann erst die Marke.
4. Brückentechnologien anbieten
In Europa und den USA ist die Kaufabsicht für PHEVs höher als für BEVs. Auch EREVs (E-Autos mit kleinem Verbrenner als Generator) gewinnen an Bedeutung. In China sind sie das am schnellsten wachsende Segment.
Mein Take
Was wir im Automotive gerade erleben, nennen Experten die "Messy Middle". Die schmerzhafte Übergangsphase zwischen zwei Technologien.
Deutsche Autobauer trifft es besonders hart. Sie müssen Verbrenner, Hybride und E-Autos parallel entwickeln. Das bindet enorme Ressourcen.
Diese Phase ist für niemanden profitabel.
Gleichzeitig konzentrieren sich neue Player voll auf eine Technologie. Das macht den Wettbewerb härter.
Die Autobauer wollen deshalb so schnell wie möglich raus aus dieser Phase. Aber wie?
Die Antwort liegt bei den Kunden.
Es geht darum, so viele wie möglich vom E-Auto zu überzeugen. Nur so kommen wir raus aus der "Messy Middle".
Die gute Nachricht? Jeder Kunde muss nur 1x überzeugt werden. Hat ein Kunde einmal ein E-Auto gekauft, bleibt er dabei. Unter 10% der E-Auto-Besitzer wollen zurück zum Verbrenner.
Doch hier kommt der Haken: Beim Umstieg auf E-Autos sind Kunden dramatisch weniger markentreu. Sie wählen erst ein Auto mit passender Reichweite und Ladezeit. Dann erst die Marke.
Es ist also ein Kampf um die Erstkäufer.
Wie überzeugt man Erstkäufer? Die Formel ist eigentlich ganz einfach:
Man braucht Reichweiten über 650km
Ladezeiten unter 20 Minuten
Und das alles zum besten Preis
Doch genau hier haben chinesische Hersteller Vorteile. Ihre Produktionskosten liegen 30-50% unter denen deutscher Hersteller.
Die Challenge für deutsche Autobauer: Erstkäufer überzeugen. Ohne den traditionellen Markenvorteil. Gegen Konkurrenten mit massiven Kostenvorteilen.
Die Alternative? In der "Messy Middle" stecken bleiben ist leider kaum besser.
Jedes weitere Jahr wird noch schwieriger.
Die Transformation muss also schneller gehen. Und dafür müssen wir die Kunden mitnehmen. Mit besseren Produkten. Mit den richtigen Features. Zum richtigen Preis.
PS: Wie immer bespreche ich das Thema noch etwas ausführlicher im begleitenden Podcast.

Warum ich bei Mercedes jeden Tag frustrierter wurde…
2019. Mein letztes Jahr bei Mercedes.
Mein größtes Problem?
8 Stunden Meetings am Tag. Hunderte ungelesene Mails. Newsletter. LinkedIn-Posts. Der volle Info-Overload.
Mein Anspruch: Über alles Bescheid wissen.
Die Realität: Ich hatte null Zeit dafür.
Dieses Problem haben heute 90% aller Automotive-Professionals.
Ein klassischer Zielkonflikt: Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, musst du gut informiert sein. Aber das Tagesgeschäft firsst dich komplett auf.
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📊 Aktien-Performance
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Hier die Wochenperformance der wichtigsten Automotive-Werte:

Woche Δ: Kursveränderung der letzten Woche
YTD Δ: Kursänderung seit Jahresbeginn
Verstehen, was hinter diesen Zahlen steckt? Mein Automotive-Intelligence Briefing liefert alle Hintergründe.
Das war’s für heute:

Bis zum nächsten Mal,
— Philipp Raasch
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