In eigener Sache: Deine Fragen an BYD Europa-Chefin Maria Grazia Davino?

Bald führe ich ein Podcast-Interview mit Maria Grazia Davino. Sie ist Europa-Chefin von BYD und liest tatsächlich meinen Newsletter.

Welche Fragen soll ich ihr stellen?

BYDs Europa-Strategie? Kulturelle Unterschiede zwischen chinesischen und europäischen Autoherstellern? Oder die Zukunft der Legacy-Player?

Schick mir deine Fragen gerne an [email protected]

Ich versuche, die besten im Interview unterzubringen.

Herzlich willkommen zur 81. Ausgabe von Der Autopreneur.

"Wie kann man ohne schlechtes Gewissen bei einem chinesischen Autobauer arbeiten und damit den eigenen finanziellen Vorteil über den Wohlstand Deutschlands stellen?"

Diese Nachricht hat mich vor ein paar Tagen erreicht.

Auslöser der Kritik waren meine LinkedIn Posts diese Woche. Darüber, dass Xiaomi Führungskräfte von BMW abgeworben hat. Und auch über mein Treffen mit Maria Grazia Davino von BYD.

Die Frage dahinter: Ist das Verrat an Deutschland (oder Europa), wenn man für ein chinesisches Unternehmen arbeitet?

Diese Diskussion spaltet gerade unsere gesamte Branche. Sogar Dienstleister trauen sich nicht mehr zu sagen, dass sie für chinesische Autobauer arbeiten. Aus Angst vor dem Shitstorm. Oder, dass sie ihre deutschen Kunden verlieren.

Zeit, das mal zu durchleuchten.

Die "Verrat-These" und warum sie zu kurz greift

Die Sorge ist verständlich. Deutsche Fachkräfte helfen chinesischen Herstellern dabei, europäische Marktanteile zu erobern.

Sie geben ihr Wissen an die Konkurrenz weiter. Das bedroht Arbeitsplätze und schwächt die heimische Industrie.

Soweit die Theorie.

Das Problem: Diese Sichtweise ignoriert die Realität der globalen Automobilindustrie.

Plot Twist: Deutsche haben China beigebracht, wie man Autos baut

Der Aufstieg der chinesischen Autoindustrie basiert auf deutschem Know-how. Das begann schon 1984.

VW wagte als einer der ersten westlichen Autobauer den Schritt nach China. Der Deal: Marktzugang gegen Technologietransfer.

Fast 40 Jahre lang dominierte VW den chinesischen Markt. Erst 2023 überholte BYD.

Aber nicht nur VW. Auch Mercedes, BMW, Porsche und Audi. Sie alle haben jahrzehntelang beste Geschäfte in China gemacht. Milliarden verdient. Und damit sehr viele Arbeitsplätze in Deutschland finanziert.

Parallel ist in China eine kaufkräftige Mittelschicht entstanden. Immer mehr Menschen konnten sich erstmals ein Auto leisten. China wurde zum größten Automarkt der Welt.

2024 wurden dort über 31 Millionen Autos verkauft. In Deutschland nicht mal 3 Millionen.

Das Problem aus chinesischer Sicht? Die Gewinne sind überwiegend ins Ausland geflossen. Nach Japan, Korea oder Deutschland.

China wollte verständlicherweise ein Stück vom eigenen Kuchen. Also haben sie eine heimische Autoindustrie aufgebaut.

Und dafür setzten sie von Anfang an auf deutsches Know-how.

Wolfgang Egger zum Beispiel. Früher Audi-Chefdesigner. Seit 2017 leitet er das globale Design bei BYD. Er hat maßgeblich zum heutigen Erfolg beigetragen.

Klaus Zyciora designt für Changan. Stefan Sielaff für Geely. Das passiert seit Jahrzehnten.

Und auch die deutschen Autobauer haben bewusst mit China kooperiert. Mercedes und BYD haben gemeinsam Denza aufgebaut. VW kooperiert mit SAIC und FAW. BMW hat ein Joint Venture mit Brilliance.

Technologietransfer gegen Marktzugang war der Deal. Den hat man gerne akzeptiert.

Der aktuelle Trend ist also nicht neu. Er ist nur sichtbarer geworden. Weil das Ganze jetzt auch bei uns in Europa stattfindet.

Was ist heute noch "deutsch"?

Die Vorstellung vom "deutschen" oder europäischen Unternehmen ist eine Illusion.

  • Mercedes gehört zu fast 20% chinesischen Investoren (BAIC hält knapp 10%, Li Shufu von Geely auch fast 10%)

  • Volvo gehört seit 2010 vollständig zu Geely. MG gehört SAIC. Smart wird gemeinsam von Mercedes und Geely geführt

Was ist heute also "einheimisch" und was "fremd"?

Arbeitet ein Ingenieur bei Volvo in Göteborg nun für China oder für Europa? Und bist du ein Verräter, wenn du für Mercedes arbeitest? Immerhin gehört Mercedes zu 20% den Chinesen.

Die Frage nach "Verrat" stellt übrigens niemand, wenn Deutsche bei Google oder Apple in München arbeiten statt bei SAP. Oder für Toyota statt VW.

Warum also dieses Schubladendenken bei chinesischen Autobauern?

China schafft europäische Arbeitsplätze

Chinesische Hersteller kommen nicht mehr nur als Exporteure. Sie investieren vor Ort:

  • BYD baut Werke in Ungarn

  • CATL hat ein Batteriewerk in Thüringen gebaut

  • Xiaomi & Li Auto eröffnen Entwicklungszentren in München

Diese Investitionen schaffen tausende Jobs in Europa.

Die Stadt Schweinfurt wirbt offensiv um ein Xpeng-Werk. Nach dem Stellenabbau bei ZF braucht die Region dringend neue Arbeitgeber.

Der Oberbürgermeister sagt: "Wir sind darauf angewiesen, dass hier produziert wird."

Für ihn sind chinesische Firmen keine Bedrohung. Sie sind die Rettung.

Warum wechseln Deutsche zu chinesischen Firmen?

Der erste Gedanke: Die machen das nur wegen dem Geld.

Tatsächlich gibt es viele nachvollziehbare Gründe.

Chinesische Autobauer gelten als dynamischer und entscheidungsfreudiger. Sie steuern mit mehr Klarheit in die Zukunft. Und man kann von Anfang an dabei sein. Was Neues mit aufbauen.

Bei deutschen Unternehmen spüren gerade viele die Unsicherheit der Transformation. Es fehlt der klare Nordstern. Die Vision, hinter der sich alle versammeln können.

Dazu kommt: Viele deutsche Autobauer bauen gerade massiv Personal ab. Dein Arbeitgeber arbeitet also darauf hin, dich loszuwerden. Das ist nicht gerade ein Motivations-Booster.

Was man auch nicht vergessen sollte: Der Austausch geht in beide Richtungen.

Xiaomi hat mehrere BMW-Führungskräfte angeworben. Das zeigt: Chinesische Firmen schaffen hochwertige Arbeitsplätze in Deutschland.

Gleichzeitig arbeiten tausende Chinesen in Deutschland für VW, BMW und Mercedes. Die nennt auch keiner "Verräter an China”.

Mein Take

Die Frage "Verrat oder nicht?" ist komplett falsch gestellt.

Sie passt nicht zur Realität der Auto-Industrie.

Wir sind von China abhängig. Über ein Drittel der Autos von VW, BMW und Mercedes werden dort verkauft. Und wir brauchen chinesische Technologie. Besonders Batterien und Software.

Deutsche Marken haben chinesische Shareholder. Chinesische Marken beschäftigen deutsche Ingenieure. Das ist der Normalzustand.

Die Abwanderung von Talenten ist nicht die Ursache unserer Probleme. Sie ist das Symptom.

Wenn deutsche Autobauer abbauen statt aufbauen. Wenn sie keine Perspektiven mehr bieten. Dann suchen sich Talente eben andere Arbeitgeber.

Wollen wir Menschen wirklich vorschreiben, für wen sie arbeiten dürfen? Das ist Teil des Wettbewerbs.

Deutsche Autobauer haben jahrzehntelang in China Milliarden verdient.

Jetzt wollen wir chinesischen Herstellern den Marktzugang in Europa verweigern? Und Deutsche als Verräter beschimpfen, wenn sie für Chinesen arbeiten? Das ist scheinheilig.

Wir können nicht jahrzehntelang vom chinesischen Markt profitieren. Und dann jammern, wenn China das Gleiche bei uns macht.

Ich finde: Wir sollten China als Partner sehen. Nicht als Feind.

Es gibt genug globale Herausforderungen, die wir nur gemeinsam lösen können.

Die Transformation der europäischen Autoindustrie ist eine davon.

Das schaffen wir auf jeden Fall nicht mit Schubladendenken und Nationalismus.

Übrigens: Es ist sogar gut für Europa, wenn deutsche Fachkräfte bei chinesischen Autobauern mitarbeiten. Sie lernen dort. Und bringen das Gelernte irgendwann zurück.

Genau so lief es jahrzehntelang in China.

Nicht Mauern bauen. Sondern Brücken.

PS: Wie immer bespreche ich das Thema noch ausführlicher im begleitenden Podcast.

Warum ich bei Mercedes jeden Tag frustrierter wurde…

2019. Mein letztes Jahr bei Mercedes.

Mein größtes Problem?

8 Stunden Meetings am Tag. Hunderte ungelesene Mails. Newsletter. LinkedIn-Posts. Der volle Info-Overload.

Mein Anspruch: Über alles Bescheid wissen.

Die Realität: Ich hatte null Zeit dafür.

Dieses Problem haben heute 90% aller Automotive-Professionals.

Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, musst du gut informiert sein. Aber das Tagesgeschäft frisst dich komplett auf.

Ich kenne dieses Gefühl zu gut. Es hat mich wahnsinnig gemacht.

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Bis zum nächsten Mal,
Philipp Raasch

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