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Auto Shanghai 2025 - Warum deutsche Marken jetzt chinesisch werden
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Chinesische Tech-Companies setzen beim autonomen Fahren gerade Standards. Ein Player, den du auf dem Schirm haben solltest: Zhuoyu.
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Das Besondere: Du kannst mit der KI in natürlicher Sprache kommunizieren. "Fahr sportlicher" oder "Nimm die entspanntere Route". GenDrive versteht dich.
Das Ganze ist keine Vision, sondern Realität: Bereits über 30 Fahrzeugmodelle von VW, BYD, Audi und anderen nutzen diese Technologie.
Herzlich willkommen zur 65. Ausgabe von Der Autopreneur!
Diese Woche hat die Auto Shanghai gestartet. Die wichtigste Automesse Asiens.
Kurz die Basics:
Sie findet vom 23.04. bis 2.05. statt - mit 1.000 Ausstellern aus 26 Ländern
Die Messe findet abwechselnd in Peking und Shanghai statt. In Peking heißt sie „Auto China", in Shanghai „Auto Shanghai"
Sie ist das, was früher die IAA, die Detroit Motor Show oder der Genfer Autosalon waren. Die globale Leitmesse der Autoindustrie
Denn China ist nicht nur der größte Automarkt der Welt. Es ist auch der Trendsetter, was Innovationen und neue Technologien angeht.
Dementsprechend sollte jeder der in unserer Branche arbeitet, auch ein Auge auf dieses Event werfen.
Ich werde nächste Woche selbst vor Ort sein. Habe aber schon mit vielen Insidern gesprochen, die bereits jetzt dort sind.
Hier sind meine 15 Key-Takeaways der Auto Shanghai 2025.

KI-generiertes Symbolbild
1. In China werden mehr E-Autos als Verbrenner verkauft
Seit 2024 pendelt der Anteil von New Energy Vehicles (E-Autos, Plug-in-Hybride & Range Extender) um die 50%-Marke. Mal mehr, mal etwas weniger. Der Verband der chinesischen Autoindustrie erwartet für 2025 einen weiteren deutlichen Anstieg.
Zum Vergleich: In Deutschland liegt der NEV-Anteil bei Neuwagen bei ca. 20% (2024).

NEV vs. Verbrenner in China 2021-2025 (Quelle: re2)
2. Chinesische Marken übernehmen ihren Heimatmarkt
Ihr Marktanteil ist von 36% in 2020 auf heute 69% gestiegen. Ausländische Hersteller lagen 2020 noch bei 64% Marktanteil. Jetzt sind es noch 31%. Bei reinen E-Autos halten chinesische Marken sogar 90% des Binnenmarkts.
VW war jahrzehntelang der unangefochtene Marktführer. Inzwischen sind sie auf Platz 3 hinter BYD und Geely abgerutscht.
3. Deutsche Autobauer werden chinesischer
Die Antwort auf sinkende Marktanteile: "In China, for China". Fahrzeuge werden jetzt von lokalen Teams speziell für chinesische Kunden entwickelt. Nicht mehr als globale Modelle mit leichten Anpassungen. Das bedeutet auch: Kernkompetenzen wandern von Deutschland nach China.
Einige behaupten: Eigentlich sind das inzwischen chinesische Autos mit deutschem Logo.
4. "China Speed" entscheidet über Erfolg oder Niedergang
Was zählt: Die Fähigkeit, schnell zu entwickeln und zu liefern. VW will neue Modelle innerhalb von maximal 34 Monaten entwickeln. Traditionell waren es 48-60 Monaten.
In China herrscht Tech-Speed. Fast täglich werden neue Modelle vorgestellt. Jeder Launch bringt neue Features und Innovationen. Das heißt: Wer 5 Jahre für die Entwicklung eines Autos braucht, bringt ein hoffnungslos veraltetes Produkt auf den Markt. Hier wird schnell iteriert. Und die Fahrzeuge haben eine kürzere Halbwertszeit.
5. Das ist der härteste Preiskampf der Automobilgeschichte
Fast alle Marken haben zuletzt Preise gesenkt oder massive Rabatte gewährt. Das führt zu schrumpfenden Margen, Verlusten und Überkapazitäten. Ein Beispiel? Auf der Messe hat Geely einen Kleinwagen für umgerechnet 5.000€ gezeigt. So viel kostet ein gut ausgestattetes Macbook.
Ein Audi-Manager dazu: "Eigentlich müssten die Autos der Wettbewerber das Doppelte kosten."
Ein wichtiger Faktor: Ein Ingenieur in China kostet nur 1/3 im Vergleich zu Deutschland.
6. Chinesische Kunden wollen vor allem digitale Features
"Chinese consumers ask for more entertainment and lifestyle in a vehicle, while Western people want a car to be a pure car in terms of driving experience and performance," erklärt William Li, CEO von Nio.
Der durchschnittliche Autokäufer in China ist über 10 Jahre jünger als in Deutschland. Und komplett digital sozialisiert.
7. Autonomes Fahren ist wettbewerbsentscheidend, aber...
Der tödliche Unfall eines Xiaomi SU7 im März wirft einen Schatten auf das Event.
Die chinesischen Behörden haben durchgegriffen. Begriffe wie "autonomes Fahren" sind in der Werbung jetzt verboten.
ADAS-Features sind für chinesische Kunden wichtige Kaufkriterien. Trotzdem steht auf der Messe nun die Sicherheit im Fokus.
In puncto Sicherheit stehen deutsche Marken hoch im Kurs. Das könnte ihnen also in die Karten spielen.
8. Partnerschaften werden überlebenswichtig
Früher lernten die Chinesen von westlichen Firmen. Jetzt ist es umgekehrt.
VW kooperiert mit Horizon Robotics und Xpeng. Mercedes mit ByteDance und Momenta. BMW mit Alibaba, Huawei und Deepseek. Und Audi mit SAIC. Von den Partnern wollen sie vor allem in Sachen Software, KI und E-Mobility lernen.
9. VW setzt auf China First mit 3 neuen Modellen
Volkswagen präsentiert die Konzeptfahrzeuge ID. AURA, ID. ERA und ID. EVO. Alle komplett mit den Partnern in China entwickelt. Ohne Vorgaben aus Wolfsburg.
Dazu kommt eine eigenständige "China Scalable Platform". Die wird ebenfalls vollständig unabhängig von Deutschland entwickelt. Die Verbindung zu Wolfsburg wird dabei bewusst gekappt. Das kennen wir schon vom Joint Venture mit Rivian.
Dazu kommt ein neues ADAS-System mit Horizon Robotics. VW dazu stolz: "Es wurde in nur 18 Monaten entwickelt".
Ein deutscher Expat in China meint: "Das wird der Turnaround von VW in China."

Volkswagen ID. AURA, ID. ERA und ID. EVO (Quelle: VW)
10. Audi wagt den radikalsten Schritt mit einer neuen Marke
Mit "AUDI" (in Großbuchstaben) startet eine komplett neue China-exklusive Marke. Ohne das ikonische Vier-Ringe-Logo. Entwickelt mit SAIC zielt sie auf jüngere Kunden.
Der Schritt zeigt, wie dramatisch die Lage ist. Die Strahlkraft der deutschen Marken in China hat stark nachgelassen. Jahrelange Innovationsschwäche haben Spuren hinterlassen. Bei jüngeren Chinesen gelten deutsche Autos als altbacken.
Trotzdem ein Bold Move von Audi: In einem Markt in dem über 100 EV Marken ums überleben kämpfen eine neue EV Marke zu launchen. Das braucht Mut.

Der AUDI E5 Sportsback von Audi & SAIC (Quelle: Audi)
11. Mercedes kombiniert deutsche Hardware mit chinesischer Software
Der neue elektrische CLA kommt als Langversion für China. Mit einem in China entwickelten Betriebssystem. Software-Chef Östberg verspricht: "Es wird ein Kampf der Zahlen - wer hat die längste Reichweite? Und wir werden ganz vorne stehen."
Und obwohl die Stats gut klingen: Ich habe Bedenken, ob der CLA preislich mithalten kann.
Daneben präsentiert Mercedes den Vision V Van als rollende Luxus-Lounge mit 65-Zoll-Screen. Und sie arbeiten mit ByteDance (TikTok) an KI im Cockpit.

Mercedes-Benz Vision V Luxus-Van (Quelle: Mercedes-Benz)
12. BMW integriert chinesische KI in seine Fahrzeuge
Für Fahrzeuge der "Neuen Klasse" in China wird ab Ende 2025 das chinesische KI-Modell "Deepseek" integriert. Was manche kritisieren: Deepseek unterliegt chinesischen Zensurgesetzen und speichert Nutzerdaten.
13. Chinesische Marken drängen ins Luxussegment vor
BYDs Premiummarke Denza (ursprünglich ein Joint Venture mit Mercedes) zeigt den Denza Z.
Ein elektrischen Sportwagen der direkt gegen den Porsche 911 antreten soll. Die Ultra-Luxusmarke Yangwang zeigt den U8L.
Das Premium-Segment galt ja lange als Safe Zone für deutsche Hersteller. Das ist aber definitiv Geschichte.

Der Denza Z Concept soll gegen den Porsche 911 antreten (Quelle: CnEV)
14. Die Chinesen fokussieren sich klar auf den Export
"Zum ersten Mal hört man die Pressekonferenzen der Chinesen auf Englisch", berichtet ein Insider. Nio kündigte Rechtslenker für Großbritannien und Südostasien an. Der kompakte Firefly soll 2026 für etwa 20.000 Euro nach Europa kommen. Die Chinesen emanzipieren sich von ihrem Heimatmarkt.
15. Die intensive Konkurrenz führt auch zu "No-Shows"
Viele Unternehmen bleiben der Messe komplett fern. Darunter Hyundai, Lamborghini, Jaguar Land Rover und Polestar. Um auf der Auto Shanghai überhaupt aufzufallen, braucht man was Außergewöhnliches. Das dürfte viele Hersteller abschrecken.
Tesla meidet chinesische Automessen seit 2021 komplett. Ein Insider meint: "Tesla ist in China Geschichte."
Mein Take: China als Trainingscamp für globale Wettbewerbsfähigkeit
Die deutschen Konzerne haben endlich verstanden. Der chinesische Markt lässt sich nicht mehr von Wolfsburg, München oder Stuttgart aus erobern.
Sie verlagern mehr Entwicklung und Entscheidungskompetenz direkt ins Land. Dabei geht es nicht darum, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. Sondern eher, den weiteren Abstieg zu verhindern.
Ein deutscher Hersteller als Marktführer in China? Das werden wir vermutlich nie wieder sehen.
Der wahre Wert von "China First" liegt im Lernen. China ist das Trainingscamp für die globale Wettbewerbsfähigkeit. Wer hier bestehen will, muss schneller, digitaler und kundenorientierter werden. Diese Lektionen sind die eigentliche Rendite der Milliarden-Investments.
Die entscheidende Frage: Fließen die Erkenntnisse aus China nach Deutschland zurück? Von China lernen bedeutet nicht, dort Marktanteile zurückzugewinnen. Sondern die eigene Zukunftsfähigkeit auf dem Weltmarkt zu sichern.
Die Auto Shanghai 2025 zeigt: Die Autoindustrie hat eine neue Heimat. Und eine neue Geschwindigkeit. Gut, dass wir mit dabei sind.
PS: Wie immer bespreche ich das Thema noch etwas ausführlicher im begleitenden Podcast.
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📊 Aktien-Performance
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Hier die Wochenperformance der wichtigsten Automotive-Werte:

Woche Δ: Kursveränderung der letzten Woche
YTD Δ: Kursänderung seit Jahresbeginn
Verstehen, was hinter diesen Zahlen steckt? Mein Automotive-Intelligence Briefing liefert alle Hintergründe.
Das war’s für heute:
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Bis zum nächsten Mal,
— Philipp Raasch
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